Donnerstag, 24. Januar 2008
Champagner
Kaum zu Hause, werde ich von einer unerwarteten Situation überrascht. Jemand offeriert Champagner, sonst gibt's keine Getränke im Raum.

Grund zum Feiern haben wir schon, ich auch. Aber dass das an diesem Abend begossen würde, konnte ich nicht vorausahnen.

Was tun? Glas nehmen, wie wenn nichts wäre, artig mit allen Anstossen, das Glas während dem Sprechen abstellen und einfach «vergessen».

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Bist ja wieder da. Wie war dein Urlaub?
Ich möchte gerne Kommentieren über was du geschrieben hast. Ich finde es nach wie vor schade, das du nicht ehrlich damit umgehst. Warum hast du nicht einfach: nein Danke gesagt? ich trinke nur Wasser, mehr hättest du nicht sagen müssen.
Ich kann verstehen das du Beruflich nicht die Wahrheit sagen willst. Doch wie geht es dir damit? Ich bin jemand der die Wahrheit lebt und mir ist das auch sehr wichtig.
Für mich sagt das viel aus, wenn du so ein Spiel spielen musst und ich kann es gut verstehen. Manchmal müssen wir dieses Spiel spielen, doch was macht das mit uns?
Wir kommen nicht in unsere Kraft und in unsere Wertschätzung. Da heißt es sich mal die Angst näher anzusehen, was uns hindert die Wahrheit zu sagen.
Wie gesagt, ich kann dich echt gut verstehen, doch finde ich es so schade. Schade deshalb, weil du schon so viel erreicht hast mit dem aufhören, mich macht das Traurig das du es nicht schaffst dazu zu stehen.
Meine Frage:
Was hindert dich daran, zu dir zu stehen und deiner Vergangenheit?
Schön das du wieder da bist.
Liebe grüße
Martina

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Hallo Martina

Der Urlaub, der war wirklich super. War für mich so eine Art symbolischer Abschluss einer Phase. Wie läufts Dir so?

Wegen «zu meiner Vergangenheit stehen»: In dieser Runde hat niemand geahnt, dass ich ein Alkoholproblem haben könnte. Eigentlich wollte ich das neuen Bekanntschaften auch nicht unter die Nase reiben. Als ich das Champagnerglas in den Händen hielt, kam ich mir derart daneben vor, dass ich das kommentieren musste.

Nun wissen also auch einige meiner neuen Freunde, was Sache ist. Als ich erklärte, warum ich kein Bier mehr anrühre, habe ich ungewollt grosse Betroffenheit ausgelöst. Mir wurde auch schlagartig klar wieso. Derjenige, der mir gegenüber stand, der muss ein Problem lösen. Der trinkt selber mehr als ihm gut tut und er weiss das. Das habe ich exakt in diesem Moment begriffen, aber nicht vorher.

Immerhin habe ich dabei auch wieder einmal gespürt, was ich eigentlich für einen gewaltigen Schritt gemacht habe, dass ich weit gekommen bin und dass das alles andere als selbstverständlich ist.

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Martina, ich muss hier noch einmal nachhaken. Mir macht's keine Mühe, Wasser zu trinken, im Gegenteil. Und da stehe ich auch öffentlich dazu. Das tue ich sogar mit einem gewissen Stolz.

An dieser Veranstaltung hat jemand die Aufmerksamkeit gesucht, einer der enorm viel tut, aber gerne übersehen wird. In diesem einen Moment, da geht es um ganz wenige Sekunden, musste ich ihm diesen Moment der Aufmerksamkeit lassen. Der hatte das mehr als nur verdient. So habe ich ein Glas genommen, damit angestossen und es zur Seite gestellt. Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht zu meiner Geschichte stehen könnte.

Ich bin aber froh um Deine Fragen, ich musste wirklich lange überlegen, warum ich keinen anderen Weg sah. Sonst habe ich immer irgend einen Dreh gefunden. Zu Beginn waren das nicht immer elegante Lösungen, weil da der drohende Rückfall noch ein ständiger Begleiter war. Aber dann, als ich mich gefestigt fühlte, fiel mir das immer leichter. Dass ich mich jetzt noch einmal so überraschen lasse, hat mich echt erstaunt.

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Jetzt bin ich erleichtert. Ich konnte das nicht heraus lesen und fühlen. Durch dein erklären, wird es jetzt klarer. So bleibt doch, in deinem letzten Satz:

Dass ich mich jetzt noch einmal so überraschen lasse, hat mich echt erstaunt.

etwas zu Heilen. Es gibt dir den hinweiß, noch etwas zu erledigen. Was auch immer das sein mag.
Alles braucht seine Zeit, das etwas altes gehen darf und wir das alte voll und ganz genommen haben, um es dann gehen lassen zu können.

Bei mir läuft es nicht gut.Ich wurde gefragt ob ich meinen Mann Heiraten will.
Es war für mich wie ein Nachhause kommen. Wir haben es dann unseren Familien gesagt, doch die haben alles andere als Freude gezeigt. Selbst unsere Kinder nicht. All unsere Freunde waren aus dem Häuschen.
Jetzt wurde klar, das wir ein Thema mit Ablehnung haben, das wurde uns im außen gezeigt. Das ist eine Uralte Geschichte unserer Familien die weit zurück reicht. Tja man sucht sich eben den Partner den man braucht um seine Geschichte zu Heilen.
Mein Mann versteht das ganze noch nicht so, was da passiert ist.
Sein Vater war sehr massiv, er sagte: wir müssen ein Ehevertrag machen sonst wäre das Erbe in Gefahr - was wir noch Heiraten wollten, unsere Kinder seinen schon Groß - er könne nicht so viel Kartoffeln verkaufen wie unsere Hochzeit kosten könnte wenn er mit gehen würde, da wir in Österreich auf einem Berg Heiraten wollten.
Ich stand wie unter Schock, ich war nicht in der Lage etwas zu sagen. normalerweise wäre jetzt die Gelegenheit gewesen - doch ich war bewegungslos.
Mein Mann hätte sich hinter mich stellen müssen und sagen können: das ist meine Liebe und mich verletzt es wie ihr redet. Auch ich hätte das sagen können.
Wir haben diese Ablehnung voll genommen und sind jetzt erst mal kein Paar mehr.
Wir lieben uns sehr, doch zuerst müssen wir dieses Thema angehen und auflösen.
Die Eltern haben noch nie eine Freundin anerkannt die die Söhne mit nachhause gebracht haben.
Bauern haben ihre eigenen Regeln, sie vergessen nur das wir das Jahr 2008 haben.
Mein Mann und ich haben in den 21 Jahren soviel gelernt, gerade jetzt auch mit seinem Trinken.
Ich weiß nur, alles hat seinen Sinn und alles kommt zur rechten zeit. Ich weiß nicht wie es weiter gehen wird. Ich fühle mich gerade durch die Ablehnung und das Gefühl : nichts tun zu können. Meinem Mann muss klar werden das er einen Schritt machen muss - ein Schritt zu sich selber - was er mit seinem Leben machen will und endlich mal zu sich selber zu stehen und für seine Liebe kämpfen - oder auch nicht.
Alles darf sein.
So ich bin aber ein Mensch der niemals auf gibt. Ich habe mich jetzt für eine Ausbildung angemeldet die im Februar beginnt - Entspannungspädagogik. Ich weiß zwar noch nicht wie ich das zahlen werde: 187 Euro mal 11. Doch vertraue ich darin.
Ich möchte in dieser Welt etwas bewegen und es geht mir um Kinder die niemand will. Dafür kämpfe ich.
Ich bin von Natur aus ein glücklicher und Lebensfroher Mensch. Das lasse ich mir auch nicht von einem Bauer nehmen der nicht weiß in welchem Jahrhundert wir leben. Nein ich bin ihm sogar Dankbar, meine Geschichte durch ihn heilen zu dürfen.
Vielleicht war es mir auch deshalb so wichtig, das du zu deiner Geschichte stehst - was du ja auch machst, ist nur nicht so angekommen bei mir.
Ich fände es nämlich echt schade, wenn jemand so ein Weg geht wie du und niemand würde es bemerken können. Man kann viel von dir lernen.
Herzliche Grüße
Martina

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Das liebe Geld. Soeben habe ich wieder so Geschichten gehört, da stehen mir nur noch die Haare zu Berge. Warum können wir das nicht besser abstrahieren? Immer wieder spielt die Kohle in unsere Geschichten hinein. Wenn wir diesen Fehler nicht selber machen, dann kommt der Druck von der Familie und von Freunden.

Mit Deinem Mann bist/warst Du schon so lange zusammen, da muss Dir doch niemand dreinreden!

Dein Entscheid, in Bildung zu investieren ist richtig. Den wirst Du nicht bereuen. Selber hat mich das immer wieder aufgestellt. Erwachsenenbildung bringt einen nicht nur fachlich weiter. Da kann man auch von den anderen viel lernen oder erfahren.

Lass Dich nicht von engstirnigen Menschen vom Weg abbringen. Die haben ein Problem, nicht Du.

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