Samstag, 24. November 2007
Wahr, aber traurig
«Ein Burn-Out», sagt Max. Das sein keine fixe Idee von ihm, das habe der Arzt diagnostiziert. Wie soll jemand mit einem gut bezahlten Routinejob, alle erdenklichen Freiheiten geniessend, in ein Burn-Out schlittern? Jemand, der keine (anstrengende) Familie hat? Jemand, der überall mit Leichtigkeit einen Gesprächspartner findet? Gut, vielleicht fehlen ihm wirklich gute Freunde. Als er mich kürzlich versetzte, hatte er stark daran zu kauen, dass ich ihm, verletzt, die kalte Schulter zeigte.

«Alkohol», höre ich mich sagen. «Versuchs doch Mal ohne Alkohol.» Staubtrocken kommt das, als ob ein anderer sprechen würde. Ich staune über mich selbst. Was masse ich mir da an, einer Ein-Wort-Diagnose mit einer Diagnose in einem Wort zu begegnen! Wir wechselten umgehend das Thema.

Die Vermutung «Burn-Out» wird für den Arzt zur Gewissheit. Nicht für Max, der zweifelt. Nicht ohne Stolz bemerkt er, dass er seit ein paar Tagen auf sein Feierabendbier verzichte. Nützts nichts, so schadets wenigstens nicht. «Ach, die paar Bierchen können Ihnen nicht schaden», das wisse er, entgegnet der Arzt. Er selber entspanne sich abends auch gerne bei ein paar kühlen Blonden. Max sei ihm übrigens auch schon aufgefallen, im Central: «Gehen Sie dort nicht mehr hin?»

Das Central sei eigentlich sein Stammlokal, er möge die Menschen dort gut leiden. Die riesige Auswahl an offenen Bieren aus aller Welt erscheine ihm im Moment aber etwas gar einseitig. Für Kaffe und Mineral bevorzuge er das Café Maxim. «Schauen Sie wieder einmal rein im Central, dort können wir mal über etwas anderes plaudern und zusammen anstossen», schlägt der Arzt vor.

Na dann, Prost!

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