Dienstag, 20. November 2007
Bedürfnisse ausleben
Vieles, das wir gerne tun möchten, setzen wir nicht um. Irgendwelche ungeschriebenen Gesetze oder verinnerlichte, fremde Massstäbe hindern uns daran. Oft fragen wir uns gar nicht aktiv nach unseren Bedürfnissen.

Selber ist mir Bewegung ein grosses Anliegen. Dies nicht nur im Bezug auf Sport. Mir ist am wohlsten, wenn ich immer wieder meine Umgebung wechseln kann. Nun habe ich ausprobiert, wie denn das so wäre, wenn ich zwei Wohnungen hätte. Der mehrwöchige Versuch hat sich mehr als nur bewährt.

Nun lebe ich über den Winter in zwei Welten. Einer eher einsamen Welt, in einer ausgesprochen schönen, sonnigen Region. Und in einer geselligen Welt, wo ich aufgewachsen bin. Dort, wo meine Freunde leben und wo meine Kunden tätig sind. In der einen Wohnung profitiere ich von einer ausgesprochen günstigen Saisonmiete (keine Touristen um diese Jahreszeit). Die andere teile ich mit einem Jugendfreund.

Was ich damit sagen will: Man muss zuerst einmal darauf kommen, welche Lebensart einem am besten entspricht. Fester Wohnsitz, alleine wohnen: Ist das wirklich, was mir zusagt? Und dann stellt sich fast immer die Frage: kann ich es mir leisten, so zu leben, wie es mir entspricht. Hinderlich sein können gesellschaftliche, aber auch praktische Zwänge. Nur: Sind unsere fixen Vorstellungen zu Recht so unverrückbar? In meinem Fall sind sie es zum Glück nicht.

Die geografische Distanz – zu meinen Freunden und zu meinen Kunden – hindert mich nicht daran, die Hälfte der Woche weit weg von zu Hause zu verbringen. Denkbarrieren beseitigen wirkt ungemein befreiend. Ein bisschen Planung und es funktioniert! Auch ohne Auto. Das viele Geld für die Karre gebe ich lieber anderswo aus. Für gutes Essen etwa. Eine Ferienwohnung in einem schönen Ort ist doch auch ein Statussymbol, oder? Oder wie viel Besuch reist extra weit an, um Dein Auto zu sehen und drin zu schlafen?

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Montag, 19. November 2007
Misserfolge sind relativ
«Wandelnde Extrawurst» habe ich mich im Scherz oft bezeichnet. Da ist etwas Wahres dran. Den Satz «die anderen machen’s auch so», habe ich nie gemocht. Ich bin immer lieber meine Extratour gefahren, mit allen dazu gehörigen Umwegen. Das Wissen, dass etwas nicht funktionieren kann, hat mir nie gereicht. Ich wollte oft das Gegenteil beweisen. Wenn’s gelingt, umso schöner. Wenn nicht? Tja, dann kann’s schwierig werden. Sich als sportlicher Verlierer zeigen ist dann oft die beste Strategie, den Schaden nicht weiter anwachsen zu lassen. Und das Positivie sehen: Ich weiss jetzt, warum’s nicht funktionieren konnte.

Hin und wieder begegne ich unzufriedenen Menschen. Leute, die selten den Mut finden, etwas zu riskieren. Kein Wunder, sind sie unzufrieden.

Umgekehrt kenne ich Menschen, die Risiken eingehen, dafür aber auch auf manchen Misserfolg zurückblicken. Wenn ich mich genauer über ihre scheinbaren Misserfolge erkundige, relativiert sich vieles. Vieles, das sie als wertlos betrachten, finde ich ungemein spannend. Oft stecken ehrenwerte Motivationen hinter ihren Anstrengungen. Und vielfach wird schlicht übersehen oder vergessen, was daraus für wertvolle Erkenntnisse entstanden sind, dass unbezahlbare Erfahrungen gemacht wurden, gar Fähigkeiten gewonnen wurden.

Eine oft gemachtes Missverständnis scheint mir, finanziellem (Miss-)Erfolg zu viel Gewicht zu geben. Eine platte Weisheit, ich weiss. Wer weiss, was Existenzängste sind, weiss auch, wie fatal sich finanzieller Misserfolg auswirken kann. Seelisch und sogar körperlich. Dennoch: Die persönliche Bilanz kennt wichtigere Faktoren als den aktuellen Kontostand. Umso bedenklicher, dass Menschen, deren Leistung darin besteht, bestehendes Geld (Erbschaften!) wachsen zu lassen, in der Gesellschaft so hohes Ansehen geniessen.

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Sonntag, 18. November 2007
Ziele setzen
In meinen gescheiten Büchern habe ich gelesen, dass man auf das, was man sich wirklich wünscht, früher oder später hinsteuert. Kein Wunder beteuern Promis und Sportler immer wieder: Du musst es nur wollen! Achtung Esoterik, vom Coach eingetrichtertes Zeugs, schiesst mir jeweils in den Kopf. Ich bitte deshalb darum, was hier folgt, nicht als Anleitung zu verstehen. Eher als Anregung (gilt für den ganzen Blog).

Wichtiger als die Frage «was möchte ich erreichen?» scheint mir die Frage: Wie möchte ich sein? Schwierig zu beantworten. Finde ich noch immer. Dennoch habe ich eine Anregung aus einem schlauen Buch aufgenommen und mir ein Motto (in drei Adjektiven) formuliert. Ich verzichte darauf, das hier zu nennen. Das darf jeder für sich definieren. Auch habe ich mir den Leitsatz nicht auf den Unterarm oder sonst wo hin tätowiert.

Definiert habe ich ein Lebensgefühl, eine Art Geisteszustand, den ich für anstrebenswert halte. So wie mir Tattoos zu verbindlich sind, werde ich mir erlauben, mein Motto je nach Grosswetterlage wieder neu zu überdenken.

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Donnerstag, 15. November 2007
Gelassenheit entwickeln
Seit Kindheit störte mich meine unglaubliche Nervosität, diese innere Unruhe. Sie gehört zu mir, ich habe das eingesehen. Vielleicht ist sie einfach meine Triebfeder. Dies akzeptierend, habe ich über die Jahre eine gewisse Gelasseneheit entwickelt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass darin der Schlüssel für vieles liegt.

Die Gelassenheit gründet auf Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen und mit ihr geht der Erfolg einher. Das ergibt eine Spirale und die zeigt nach oben. Im Moment sogar steil. Ich traue mir mehr zu und umso mehr gelingt mir. Dadurch fühle ich mich stärker und je stärker ich mich fühle, desto gelasssener bin ich. Je gelassener ich bin, desto lockerer erledige ich, was es zu tun gibt, desto eher erreiche ich meine Ziele. Und so weiter und so fort. Möge es ewig so weitergehen!

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Mittwoch, 14. November 2007
Das Beispiel vorleben
Schon öfter habe ich hier meine Ohnmacht angesprochen, wenn ich sehe, wie andere ihre Situation verbessern können. Ich kann mich schlecht in die Lage von Co-Alkoholikern versetzen. Ihnen kann ich nun wirklich nicht helfen, ihre Ohnmacht muss wirklich zum verzweifeln sein.

Selber habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich am wirkungsvollsten helfe, wenn ich es gar nicht erst versuche. Ich leben mein Leben und meine Umgebung sieht, was mit mir passiert. Die Fragen kommen automatisch: «Wie kriegst Du das auf die Reihe?» Und dann lege ich los. Da kenne ich keine Hemmungen. Wenn ich gefragt werde, gebe ich ausführlich Auskunft.

Sehe ich, wie auch Bekannte, die nicht fragen, seit meinem Entzug ihren Alkoholkonsum reduzieren, freue ich mich still. Still, aber gewaltig. In meiner Stammkneipe (ich gehe da nicht mehr oft hin) wird mittlerweile ganz selbstverständlich Mineralwasser bestellt. Nicht immer, aber immer öfter. War undenkbar, das ist noch nicht lange her. . .

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Dienstag, 13. November 2007
Vergangenheit schlechtreden
Insgesamt erwecke ich mit meinem Geschreibse vermutlich den Eindruck, dass mein früheres Leben eine einzige Mühsal war. So schwarz/weiss ist das nicht. Ich habe viel Schönes erleben dürfen. Das gilt ganz besonders für mein Privatleben.

Um meine zahlreichen und teilweise langjährigen Freundschaften werde ich oft benieden. Da bin ich auch stolz drauf. Nicht zuletzt war ja auch die Angst, dass sich Freunde (und vor allem meine Partnerin) von mir abwenden könnten, eine Motivation, auf Alkohol zu verzichten.

Beruflich bin ich nicht stehengeblieben, auch darauf bin ich stolz. Ich habe mich weiterentwickelt, wenn auch auf mühsame Art und Weise. Manchmal werde ich gefragt: «Wie hast Du das denn gemacht, dass Du Deine Leistung erbringen konntest?» Meine Überzeugung ist die, dass Alkoholiker hervorragende Leistungen erbringen können. Wenn sie denn wollen. Und: Der Aufwand dafür ist um ein Mehrfaches höher. Das verlangt ein enormes Mass an Selbstdisziplin. Um alle Ansprüche zu erfüllen, reicht es dann irgendwann nicht mehr. Dann leidet halt dann doch der Beruf. Oder noch gravierender: die Beziehung.

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Entscheide treffen
Entschlussfreude ist nicht das, was den Alkoholiker auszeichnet. Nicht nur der fehlende Mut, das grosse Problem endlich aktiv anzupacken, ist ärgerlich. Wenn ich manchmal höre, aus welcher Mücke meine trinkenden Bekannten Elefanten machen, könnte ich fast die Wände hoch. Und zwar deshalb, weil ich genau gleich war. Was habe ich kleinste Aufgaben vor mir hergeschoben bis sie grösser und grösser schienen und mir damit immer weniger überwindbar vorkamen!

Taucht heute ein Problem auf, versuche ich es so schnell wie möglich anzupacken. Weg ist weg und damit schneller vergessen. Die Erkenntnis ist nicht neu, die hatte ich schon damals. Nur, der innere Schweinehund stand mir massiv im Weg.

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Sonntag, 11. November 2007
Moment verpasst
Dass das so nicht weitergehen konnte, war mir sonnenklar. Diese Zeit liegt nun ungefähr drei Jahre zurück. Hier reifte der Entschluss, die Trinkerei sein zu lassen. Der Weg zur Umsetzung war ab diesem Zeitpunkt noch weit. Hier hätte ich sofort einen Strich ziehen müssen. Hätte ich gewusst, was sich allein durch den Verzicht auf Alkohol für mich alles zum Besseren wenden kann, hätte ich wohl keine Sekunde mehr gezögert.

Das ist es, was mich heute bei trinkenden Freunden immer so ärgert. Wenn die wüssten, wie gut sie’s haben könnten! Nachhelfen kann ich dieser Erkenntnis leider nicht. Die muss Jede und Jeder für sich selber erlangen. Schade! Ich würde viel darum geben, wenn ich das Rezept finden würde, das anderen diesen Prozess zu beschleunigen hilft.

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