Dienstag, 18. März 2008
Wie wird man Alkoholiker?
Eigentlich ist die Antwort darauf irrelevant. Dass ich das Potential zum Alkoholiker habe, ahnte ich schon früh. Hätte ich gehandelt, hätte ich mir (und anderen) ein paar Dinge ersparen können. Den Auslöser für die Sucht zu kennen, löst das Problem nicht. Und ob es beruhigend wirkt, ihn zu kennen? Das bezweifle ich.

Selber habe ich schon früh gemerkt, dass ich Mühe habe, Mass zu halten. Beim Rauchen genauso wie mit dem Bier. Das Kiffen habe ich gar nicht erst versucht,. Immerhin so weise war ich Schnösel damals.

Bei der Ursache nach den Gründen tauchen oft die üblichen Verdächtigen auf. Die Partnerinnen und die Eltern. An meine wenigen Freundinnen lasse ich da gar nichts kommen. Nur eine von ihnen hat gerne mitgetrunken, hat das aber vermutlich bis heute im Griff. Den anderen sagte der Alkohol nichts.

Meine Eltern haben mir die Trinkerei nicht vorgelebt, allerdings sind meine männlichen Vorfahren am Alkohol kaputt gegangen, einer arbeitet gerade mit Ausdauer daran. Während meiner Kindheit und Jugend war aber auch er sauber.

Nun, das Ganze ist ja viel komplexer. Und es stimmt, dass ich als Jugendlicher eine Phase hatte, wo ich es zu Hause so gut wie nicht aushielt. Das war mir nicht einmal so richtig bewusst. Aber ich bin jeden Abend in die Dorfkneipe geflüchtet. Das wurde zu meiner Welt, dort fühlte ich mich geborgen.

Was bringt diese Erkenntnis? Wenig. Damals hätte ich konsequenter handeln sollen. Auf welchem Weg ich mich befinde, das wusste ich. Einen halbherzigen Versuch einer Kurskorrektur habe ich tatsächlich gemacht. Ich bin relativ weit von zu Hause weggezogen. Nur, meine Gewohnheiten veränderten sich nicht nachhaltig. Das ist der Punkt, der zählt.

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Montag, 10. März 2008
Geadelt
Gestern habe ich diesen Blog in der Liste best-websites-online.com in der Rubrik blogs-deutschland.html gefunden.

Welche Ehre!

Euch allen viel Erfolg
Stoe

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Montag, 26. November 2007
Urlaub vor dem Urlaub
Bevor ich für längere Zeit verreise, hat sich für mich so eine Art Urlaub vor dem Urlaub ergeben. Wenig Aufträge, etwas ausgepumpt von einem intensiven Jahr, habe ich mich zurückgezogen.

Dabei ist mir einmal mehr deutlich geworden, wie wichtig dieser Luxus ist, den ich mir immer wieder gönne: Ich nehme mir unendlich viel Zeit zum Nachdenken. Hätte ich diese Zeit in mein Geschäft investiert, hätte ich bestimmt mehr Geld verdient. Meine Grübeleien standen mir teilweise (auf den Beruf bezogen) etwas im Weg. Diesen Luxus werde ich mir weiterhin leisten, mit noch grösserer Überzeugung als je zuvor.

Dem Schreiben kommt vor diesem Aspekt eine sehr wichtige Bedeutung zu. Indem ich meine Grübeleien in Worte fasse, kommt mir nicht (oder weniger) die Idee, ich könnte meine Zeit nutzlos verplempert haben.

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Das eine Prozent
Je länger mein Blog seinen Titel trägt, desto treffender scheint er mir. Die Frage mit dem einen Prozent ist noch immer offen. Der Schwur, der den absoluten Willen zu ewiger Trockenheit bestätigt, ist noch immer nicht geleistet. Das Erlebnis des ganz tiefen Falls fehlt mir (zum Glück!) dafür.

Das eine Prozent sind bei mir Gedanken, die Ausnahmen zulassen. Die hundert Prozent Ehrlichkeit, die ich von mir verlange, haben das Gewicht des einen Prozents bisher relativieren können. Auf die Dauer muss ich mir da aber etwas einfallen lassen. Es wird irgendwann eine neue Überzeugung her. Je länger alles gut geht, desto schmaler wird der Grat. Die Gefahr, arrogant zu werden (habe alles im Griff) droht mir nicht in den nächsten paar Wochen, die wird in ein paar Jahren gefährlich. Dafür will ich mich wappnen.

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Sonntag, 25. November 2007
Trocken oder nüchtern?
Heute lebe ich den Zustand der Nüchternheit. Das Trockenbleiben ist für mich schon lange kein Kampf mehr. Überhaupt waren die schwierigen Momente in meinem Fall selten. Wie bewahre ich mir diese aufmerksame Gelassenheit? Jetzt ist das einfach, weil ich immer noch im Schwebezustand durchs Leben rausche. Der Erfolg ist auf mehreren Ebenen da, er wird sich irgendwann relativieren.

Was ich heute als Erfolg geniesse, wird irgendwann normal. Einer wie ich hat nie genug. Irgendwann werde ich wieder mit irgend einer grossartigen Idee scheitern. Muss ich ein allfälliges Scheitern jederzeit in Kauf nehmen, ihm gelassen entgegenblicken? Oder darf ich den Gedanken daran gar nicht erst aufkommen lassen? Bezogen auf den Alkoholismus stelle ich mir die gleiche, philosophische Frage seit über einem Jahr: Muss ich für einen allfälligen Rückfall eine Strategie entwickeln oder verbiete ich mir den Gedanken daran?

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Samstag, 24. November 2007
Lieber Hanif
Mit Deiner Buchempfehlung hast Du mir ja was eingebrockt! Das geht so in Richtung Erleuchtung. Von Herhaus’ Sprachgewalt bin ich beeindruckt. Wer wäre es nicht?

Vor allem aber habe ich mich in Vielem wiedererkannt. Das war keine Überraschung, damit rechnete ich, als ich das Buch in die Hand nahm. Gefreut – und manchmal erschreckt – hat mich, wie weit das ging. Viele meiner gesammelten Erkenntnisse treffen mich, in neuen Worten, noch einmal. Nicht zuletzt habe ich begriffen, dass ich ein paar Dinge richtig erfühlt habe, in ihrer Konsequenz waren sie mir nicht vollumfänglich bewusst.

So dachte ich schon länger, dass das Trockensein nicht der Idealzustand ist. Herhaus benennt das ganz einfach mit Nüchternheit.*** Ich werde vorläufig diesen Begriff für mich verwenden, will mir aber noch bewusster machen, was er für mich bedeutet.

Gewissen Widersprüchen (die mich schon lange beschäftigen) bin ich näher auf die Spur gekommen, aber es bleibt noch einiges, das ich begreifen möchte. Konsequenz und Lockerheit, Starrsinnigkeit im positiven Sinn gegen übertriebenen Eigensinn sind so Stichworte.

An einem Satz werde ich noch lange kauen:
«Nichts stösst so ab wie einer, der nur geben will, aber nicht nehmen kann.»

*** «Trocken ist ein Süchtiger, der feststellt, dass er sein Suchtmittel absetzen kann, indem er kapituliert. Und nüchtern ist, wer nüchtern bleibt.»

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Wahr, aber traurig
«Ein Burn-Out», sagt Max. Das sein keine fixe Idee von ihm, das habe der Arzt diagnostiziert. Wie soll jemand mit einem gut bezahlten Routinejob, alle erdenklichen Freiheiten geniessend, in ein Burn-Out schlittern? Jemand, der keine (anstrengende) Familie hat? Jemand, der überall mit Leichtigkeit einen Gesprächspartner findet? Gut, vielleicht fehlen ihm wirklich gute Freunde. Als er mich kürzlich versetzte, hatte er stark daran zu kauen, dass ich ihm, verletzt, die kalte Schulter zeigte.

«Alkohol», höre ich mich sagen. «Versuchs doch Mal ohne Alkohol.» Staubtrocken kommt das, als ob ein anderer sprechen würde. Ich staune über mich selbst. Was masse ich mir da an, einer Ein-Wort-Diagnose mit einer Diagnose in einem Wort zu begegnen! Wir wechselten umgehend das Thema.

Die Vermutung «Burn-Out» wird für den Arzt zur Gewissheit. Nicht für Max, der zweifelt. Nicht ohne Stolz bemerkt er, dass er seit ein paar Tagen auf sein Feierabendbier verzichte. Nützts nichts, so schadets wenigstens nicht. «Ach, die paar Bierchen können Ihnen nicht schaden», das wisse er, entgegnet der Arzt. Er selber entspanne sich abends auch gerne bei ein paar kühlen Blonden. Max sei ihm übrigens auch schon aufgefallen, im Central: «Gehen Sie dort nicht mehr hin?»

Das Central sei eigentlich sein Stammlokal, er möge die Menschen dort gut leiden. Die riesige Auswahl an offenen Bieren aus aller Welt erscheine ihm im Moment aber etwas gar einseitig. Für Kaffe und Mineral bevorzuge er das Café Maxim. «Schauen Sie wieder einmal rein im Central, dort können wir mal über etwas anderes plaudern und zusammen anstossen», schlägt der Arzt vor.

Na dann, Prost!

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Freitag, 23. November 2007
Individualist ja, Egoist nein
Als ausgesprochener (wenn auch geselliger) Individualist, habe ich mich immer als Egoisten eingeschätzt. Irrtum! Dass ich meine Bedürfnisse auslebe, hat eine egoistische Komponente, das schon. Aber sie richtet sich nicht gegen andere. Je besser es mir selber geht, desto besser kann ich auf andere eingehen.

Das geht mittlerweile so weit, dass ich einen Hang zur Fürsorglichkeit unterdrücken muss. Dass ich nicht als Pseudo-Psychologe daher kommen will, habe ich hier schon einmal geschrieben. Das gilt noch immer. Nur weil ich für mich ein paar Dinge entdeckt habe, heisst das ja nicht, dass ich besser weiss, wie das Leben funktioniert als andere. Pfarrer werden kann ich ja in meinem nächsten Leben noch!

So, genug gespottet: Wichtig und ausgesprochen bereichernd finde ich, dass ich auf andere wirklich eingehen kann. Das möchte ich für mich noch etwas tiefer entdecken, muss mir schliesslich noch Ziele bewahren. Vielleicht klappt’s dann auch wieder einmal mit einer schönen, lange dauernden Liebesbeziehung. In letzter Zeit war ich mit meinem überschäumenden Optimismus ein wenig zu offensiv. Hm . . .

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Sich pflegen
Damit ist nicht nur, aber auch die Körperpflege gemeint. Für mich gehört der Sport dazu. Der Stolz auf ein paar Müskelchen, die sich durch das regelmässige Schwimmen gebildet haben. Das tut gut! Das hebt das Selbstwertgefühl.

Womit ich ich mich immer noch schwer tue: Dresscodes. Wenn rund um mich herum alle Anzug und Krawatte tragen, verweigere ich mich. Ich komme nicht in Lumpen, grenze mich aber sichtbar ab.

Langsam sickert bei mir rein, warum Menschen freiwillig diese Uniformen tragen. Nur, die meisten, die sie tragen, wissen nicht, warum sie das tun! Sie fühlen sich ganz einfach wohler, wenn sie nicht auffallen. Je älter ich werde, desto mehr gilt das auch für mich. Aber Krawatte, nein, so weit bin ich noch nicht!

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Mittwoch, 21. November 2007
Gar nichts tun
Auch das wieder eine platte Weisheit. Faulenzen darf man nicht nur, man muss!

In dieser Deutlichkeit war mir das nie bewusst. Das gehört in die Kategorie: Etwas für sich tun. Und das wiederum hat eine Verbindung mit dem Selbstvertrauen.

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