Dienstag, 6. April 2010
Vorsatz positiv formulieren
Nachdem es mir lange gut gelungen ist, Vorsätze auch in die Tat umzusetzen, bin ich in letzter Zeit – wie geschildert – mehr oder weniger eingeknickt. Darüber mag ich mich jetzt nicht lange grämen. Ich bin etwas in mich gegangen und habe mir meine Gedanken gemacht, was an meinen Überlegungen funktioniert hat und was weniger funktioniert.

Eine Erkenntnis: Der Vorsatz «Ich will/werde nicht trinken» taugt für mich nicht. Dass negativ formulierte Ansprüche an sich selbst nicht umsetzbar sind, hatte ich mal gelesen. Darauf bin ich in den letzten Tagen aber auch aus eigener Herleitung gekommen. Mein Vorsatz für den Neustart heisst deshalb: «Ich will meinen Stolz (und meine Lebensfreude und mein Selbstbewusstsein) zurück».

Nie ging es mir besser als in der Zeit, in der ich gar nichts getrunken habe. Da will ich wieder hin, dieses Gefühl möchte ich wieder haben. Und weil ich weiss, wie das war, ist das kein schwammiges Ziel, sondern ein sehr konkretes.

Jetzt sind es bereits wieder drei «saubere» Wochen geworden und meine Stimmung hat sich gewaltig verbessert. Ich trete ganz anders auf, sicherer und ich strotze vor Zuversicht. Das spürt mein Umfeld – und das wirkt sich wiederum auf mich aus. Nun, dieser Effekt wird auch wieder verblassen. Aber dafür habe ich Strategien entwickelt (und hier auch beschrieben). Die meisten davon waren die richtigen. Nur: Ich habe den Verzicht auf Alkohol als echten Verzicht empfunden. Heute weiss ich, dass ich mir viel Gutes tue, wenn ich nichts trinke. Von Verzicht kann da nicht mehr die Rede sein. Könnte sein, dass ich da einen gewaltigen Schritt weitergekommen bin in meinen Erkenntnissen.

Klingt doof das alles, ich weiss. Aber das ist mir jetzt egal. Soll's doof klingen, Hauptsache mir hilft's.
Stoe

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Dienstag, 18. März 2008
Wie wird man Alkoholiker?
Eigentlich ist die Antwort darauf irrelevant. Dass ich das Potential zum Alkoholiker habe, ahnte ich schon früh. Hätte ich gehandelt, hätte ich mir (und anderen) ein paar Dinge ersparen können. Den Auslöser für die Sucht zu kennen, löst das Problem nicht. Und ob es beruhigend wirkt, ihn zu kennen? Das bezweifle ich.

Selber habe ich schon früh gemerkt, dass ich Mühe habe, Mass zu halten. Beim Rauchen genauso wie mit dem Bier. Das Kiffen habe ich gar nicht erst versucht,. Immerhin so weise war ich Schnösel damals.

Bei der Ursache nach den Gründen tauchen oft die üblichen Verdächtigen auf. Die Partnerinnen und die Eltern. An meine wenigen Freundinnen lasse ich da gar nichts kommen. Nur eine von ihnen hat gerne mitgetrunken, hat das aber vermutlich bis heute im Griff. Den anderen sagte der Alkohol nichts.

Meine Eltern haben mir die Trinkerei nicht vorgelebt, allerdings sind meine männlichen Vorfahren am Alkohol kaputt gegangen, einer arbeitet gerade mit Ausdauer daran. Während meiner Kindheit und Jugend war aber auch er sauber.

Nun, das Ganze ist ja viel komplexer. Und es stimmt, dass ich als Jugendlicher eine Phase hatte, wo ich es zu Hause so gut wie nicht aushielt. Das war mir nicht einmal so richtig bewusst. Aber ich bin jeden Abend in die Dorfkneipe geflüchtet. Das wurde zu meiner Welt, dort fühlte ich mich geborgen.

Was bringt diese Erkenntnis? Wenig. Damals hätte ich konsequenter handeln sollen. Auf welchem Weg ich mich befinde, das wusste ich. Einen halbherzigen Versuch einer Kurskorrektur habe ich tatsächlich gemacht. Ich bin relativ weit von zu Hause weggezogen. Nur, meine Gewohnheiten veränderten sich nicht nachhaltig. Das ist der Punkt, der zählt.

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Freitag, 23. November 2007
Individualist ja, Egoist nein
Als ausgesprochener (wenn auch geselliger) Individualist, habe ich mich immer als Egoisten eingeschätzt. Irrtum! Dass ich meine Bedürfnisse auslebe, hat eine egoistische Komponente, das schon. Aber sie richtet sich nicht gegen andere. Je besser es mir selber geht, desto besser kann ich auf andere eingehen.

Das geht mittlerweile so weit, dass ich einen Hang zur Fürsorglichkeit unterdrücken muss. Dass ich nicht als Pseudo-Psychologe daher kommen will, habe ich hier schon einmal geschrieben. Das gilt noch immer. Nur weil ich für mich ein paar Dinge entdeckt habe, heisst das ja nicht, dass ich besser weiss, wie das Leben funktioniert als andere. Pfarrer werden kann ich ja in meinem nächsten Leben noch!

So, genug gespottet: Wichtig und ausgesprochen bereichernd finde ich, dass ich auf andere wirklich eingehen kann. Das möchte ich für mich noch etwas tiefer entdecken, muss mir schliesslich noch Ziele bewahren. Vielleicht klappt’s dann auch wieder einmal mit einer schönen, lange dauernden Liebesbeziehung. In letzter Zeit war ich mit meinem überschäumenden Optimismus ein wenig zu offensiv. Hm . . .

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Sich pflegen
Damit ist nicht nur, aber auch die Körperpflege gemeint. Für mich gehört der Sport dazu. Der Stolz auf ein paar Müskelchen, die sich durch das regelmässige Schwimmen gebildet haben. Das tut gut! Das hebt das Selbstwertgefühl.

Womit ich ich mich immer noch schwer tue: Dresscodes. Wenn rund um mich herum alle Anzug und Krawatte tragen, verweigere ich mich. Ich komme nicht in Lumpen, grenze mich aber sichtbar ab.

Langsam sickert bei mir rein, warum Menschen freiwillig diese Uniformen tragen. Nur, die meisten, die sie tragen, wissen nicht, warum sie das tun! Sie fühlen sich ganz einfach wohler, wenn sie nicht auffallen. Je älter ich werde, desto mehr gilt das auch für mich. Aber Krawatte, nein, so weit bin ich noch nicht!

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Mittwoch, 21. November 2007
Gar nichts tun
Auch das wieder eine platte Weisheit. Faulenzen darf man nicht nur, man muss!

In dieser Deutlichkeit war mir das nie bewusst. Das gehört in die Kategorie: Etwas für sich tun. Und das wiederum hat eine Verbindung mit dem Selbstvertrauen.

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Dienstag, 20. November 2007
Bedürfnisse ausleben
Vieles, das wir gerne tun möchten, setzen wir nicht um. Irgendwelche ungeschriebenen Gesetze oder verinnerlichte, fremde Massstäbe hindern uns daran. Oft fragen wir uns gar nicht aktiv nach unseren Bedürfnissen.

Selber ist mir Bewegung ein grosses Anliegen. Dies nicht nur im Bezug auf Sport. Mir ist am wohlsten, wenn ich immer wieder meine Umgebung wechseln kann. Nun habe ich ausprobiert, wie denn das so wäre, wenn ich zwei Wohnungen hätte. Der mehrwöchige Versuch hat sich mehr als nur bewährt.

Nun lebe ich über den Winter in zwei Welten. Einer eher einsamen Welt, in einer ausgesprochen schönen, sonnigen Region. Und in einer geselligen Welt, wo ich aufgewachsen bin. Dort, wo meine Freunde leben und wo meine Kunden tätig sind. In der einen Wohnung profitiere ich von einer ausgesprochen günstigen Saisonmiete (keine Touristen um diese Jahreszeit). Die andere teile ich mit einem Jugendfreund.

Was ich damit sagen will: Man muss zuerst einmal darauf kommen, welche Lebensart einem am besten entspricht. Fester Wohnsitz, alleine wohnen: Ist das wirklich, was mir zusagt? Und dann stellt sich fast immer die Frage: kann ich es mir leisten, so zu leben, wie es mir entspricht. Hinderlich sein können gesellschaftliche, aber auch praktische Zwänge. Nur: Sind unsere fixen Vorstellungen zu Recht so unverrückbar? In meinem Fall sind sie es zum Glück nicht.

Die geografische Distanz – zu meinen Freunden und zu meinen Kunden – hindert mich nicht daran, die Hälfte der Woche weit weg von zu Hause zu verbringen. Denkbarrieren beseitigen wirkt ungemein befreiend. Ein bisschen Planung und es funktioniert! Auch ohne Auto. Das viele Geld für die Karre gebe ich lieber anderswo aus. Für gutes Essen etwa. Eine Ferienwohnung in einem schönen Ort ist doch auch ein Statussymbol, oder? Oder wie viel Besuch reist extra weit an, um Dein Auto zu sehen und drin zu schlafen?

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Montag, 19. November 2007
Misserfolge sind relativ
«Wandelnde Extrawurst» habe ich mich im Scherz oft bezeichnet. Da ist etwas Wahres dran. Den Satz «die anderen machen’s auch so», habe ich nie gemocht. Ich bin immer lieber meine Extratour gefahren, mit allen dazu gehörigen Umwegen. Das Wissen, dass etwas nicht funktionieren kann, hat mir nie gereicht. Ich wollte oft das Gegenteil beweisen. Wenn’s gelingt, umso schöner. Wenn nicht? Tja, dann kann’s schwierig werden. Sich als sportlicher Verlierer zeigen ist dann oft die beste Strategie, den Schaden nicht weiter anwachsen zu lassen. Und das Positivie sehen: Ich weiss jetzt, warum’s nicht funktionieren konnte.

Hin und wieder begegne ich unzufriedenen Menschen. Leute, die selten den Mut finden, etwas zu riskieren. Kein Wunder, sind sie unzufrieden.

Umgekehrt kenne ich Menschen, die Risiken eingehen, dafür aber auch auf manchen Misserfolg zurückblicken. Wenn ich mich genauer über ihre scheinbaren Misserfolge erkundige, relativiert sich vieles. Vieles, das sie als wertlos betrachten, finde ich ungemein spannend. Oft stecken ehrenwerte Motivationen hinter ihren Anstrengungen. Und vielfach wird schlicht übersehen oder vergessen, was daraus für wertvolle Erkenntnisse entstanden sind, dass unbezahlbare Erfahrungen gemacht wurden, gar Fähigkeiten gewonnen wurden.

Eine oft gemachtes Missverständnis scheint mir, finanziellem (Miss-)Erfolg zu viel Gewicht zu geben. Eine platte Weisheit, ich weiss. Wer weiss, was Existenzängste sind, weiss auch, wie fatal sich finanzieller Misserfolg auswirken kann. Seelisch und sogar körperlich. Dennoch: Die persönliche Bilanz kennt wichtigere Faktoren als den aktuellen Kontostand. Umso bedenklicher, dass Menschen, deren Leistung darin besteht, bestehendes Geld (Erbschaften!) wachsen zu lassen, in der Gesellschaft so hohes Ansehen geniessen.

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Sonntag, 18. November 2007
Ziele setzen
In meinen gescheiten Büchern habe ich gelesen, dass man auf das, was man sich wirklich wünscht, früher oder später hinsteuert. Kein Wunder beteuern Promis und Sportler immer wieder: Du musst es nur wollen! Achtung Esoterik, vom Coach eingetrichtertes Zeugs, schiesst mir jeweils in den Kopf. Ich bitte deshalb darum, was hier folgt, nicht als Anleitung zu verstehen. Eher als Anregung (gilt für den ganzen Blog).

Wichtiger als die Frage «was möchte ich erreichen?» scheint mir die Frage: Wie möchte ich sein? Schwierig zu beantworten. Finde ich noch immer. Dennoch habe ich eine Anregung aus einem schlauen Buch aufgenommen und mir ein Motto (in drei Adjektiven) formuliert. Ich verzichte darauf, das hier zu nennen. Das darf jeder für sich definieren. Auch habe ich mir den Leitsatz nicht auf den Unterarm oder sonst wo hin tätowiert.

Definiert habe ich ein Lebensgefühl, eine Art Geisteszustand, den ich für anstrebenswert halte. So wie mir Tattoos zu verbindlich sind, werde ich mir erlauben, mein Motto je nach Grosswetterlage wieder neu zu überdenken.

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Donnerstag, 15. November 2007
Gelassenheit entwickeln
Seit Kindheit störte mich meine unglaubliche Nervosität, diese innere Unruhe. Sie gehört zu mir, ich habe das eingesehen. Vielleicht ist sie einfach meine Triebfeder. Dies akzeptierend, habe ich über die Jahre eine gewisse Gelasseneheit entwickelt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass darin der Schlüssel für vieles liegt.

Die Gelassenheit gründet auf Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen und mit ihr geht der Erfolg einher. Das ergibt eine Spirale und die zeigt nach oben. Im Moment sogar steil. Ich traue mir mehr zu und umso mehr gelingt mir. Dadurch fühle ich mich stärker und je stärker ich mich fühle, desto gelasssener bin ich. Je gelassener ich bin, desto lockerer erledige ich, was es zu tun gibt, desto eher erreiche ich meine Ziele. Und so weiter und so fort. Möge es ewig so weitergehen!

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Mittwoch, 14. November 2007
Das Beispiel vorleben
Schon öfter habe ich hier meine Ohnmacht angesprochen, wenn ich sehe, wie andere ihre Situation verbessern können. Ich kann mich schlecht in die Lage von Co-Alkoholikern versetzen. Ihnen kann ich nun wirklich nicht helfen, ihre Ohnmacht muss wirklich zum verzweifeln sein.

Selber habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich am wirkungsvollsten helfe, wenn ich es gar nicht erst versuche. Ich leben mein Leben und meine Umgebung sieht, was mit mir passiert. Die Fragen kommen automatisch: «Wie kriegst Du das auf die Reihe?» Und dann lege ich los. Da kenne ich keine Hemmungen. Wenn ich gefragt werde, gebe ich ausführlich Auskunft.

Sehe ich, wie auch Bekannte, die nicht fragen, seit meinem Entzug ihren Alkoholkonsum reduzieren, freue ich mich still. Still, aber gewaltig. In meiner Stammkneipe (ich gehe da nicht mehr oft hin) wird mittlerweile ganz selbstverständlich Mineralwasser bestellt. Nicht immer, aber immer öfter. War undenkbar, das ist noch nicht lange her. . .

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