Dienstag, 15. März 2016
Doch doch, es gibt mich noch
Eine Zeit lang half es mir, viel über die Trinkerei nachzudenken. Und vor allem habe ich viel über mich nachgedacht und mich hier auch dazu geäussert. Mittlerweile brauche ich dieses Ventil nicht mehr. Im Gegenteil, ich bin froh, dass das Riesenthema fast kein Thema mehr ist.

Hin und wieder denke ich zurück und denke, da will ich nie mehr hin. Vor allem aber habe ich immer noch vor Augen, was ich noch alles erreichen könnte. Ich meine damit nicht ein Karriereziel, eher an ein erfülltes Leben.

Und ja, hin und wieder kommen mir die Anonymen Alkoholiker in den Sinn. Da war ich lange nicht mehr. Von den drei Sitzungen, die ich damals besucht hatte, hätte ich mir zwei wohl sparen können. Aber die erste, die hat mir, als ich zwar etwas unsicher, aber immerhin in der Spur war, massiv gestärkt. Danke!

Euch allen viel Mut, macht's gut.
Stoe

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Samstag, 7. Juni 2008
Verhalten beobachten
Nicht zuletzt Fussball-Endrunden waren es, die mir meinen steigenden Bierkonsum bewusst machten. Da ich selber seit Ewigkeiten keinen TV habe, schaute ich mir die Spiele immer in Kneipen an. Anfänglich waren die gar nicht so einfach zu finden, die Fans hockten zu Hause vor der Glotze. Mit den Jahren hat sich das massiv geändert. Eigentlich erfreulich, aber eben, unter Gleichgesinnten trinkt man gerne noch mehr.

Nach jedem Turnier hat Bier in meinem Leben noch mehr Platz eingenommen. Eine Endrunde bietet dankbare Gelegenheit, bereits am frühen Nachmittag anzustossen. Ein Ritual, das man nach dem Turnier problemlos fortsetzen kann. Leider.

Ich wünsche Euch ein spannendes Turnier! Passt auf Euch auf.

Übrigens: Je wichtiger mir der Fussball jeweils war, desto weniger Aufregung bot mein Alltag. So gesehen könnte ich gut ohne EM sein :-)

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Donnerstag, 5. Juni 2008
999 mal gelesen
Der Eintrag «Kalter Entzug» wurde bis heute (5. Juni 2008) 999 mal gelesen. Liebe Leser, ich wünsche mir für Euch, dass Ihr Eure Vorsätze durchziehen mögt!

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Freitag, 9. Mai 2008
«Schizophrene» Gedanken
Wie bei jedem anderen Menschen auch, kennt mein Charakter verschiedene Facetten. Ich brauche die Abwechslung wie sonst fast nichts, das schlägt sich in meiner Denkweise nieder. Kleiner Nachteil: Meine Eigenwahrnehmung unterscheidet sich teilweise massiv von der Wahrnehmung anderer. Wie auch immer, als im Zwilling geborener wage ich hier den Entwurf eines Bildes.

Als ich ahnte, dass ich Alkoholiker werden könnte, versuchte ich die Korrektur und wechselte meinen Wohnort. Gewohnheiten wollten durchbrochen werden. Die Absicht war gut, die Gewohnheiten schliffen sich an neuem Ort von neuem ein.

Zurück zum Bildentwurf: Einen Teil von mir liess ich beim Umzug in X zurück. Der andere lebte fortan in Y. Relativ kurz nach meinem Entzug kehrte ich nach X zurück. Ab diesem Zeitpunkt nahm ich von den positiven alten Gewohnheiten (z.B. Hobbies und Freundschaften) viele wieder auf. Von all dem hatte ich nichts ganz liegen gelassen. Aber ich hatte es weniger stark gewichtet als ich es heute wieder tue.

Nun kommt es mir vor, als ob derjenige, der in Y lebte, dort einen Lebensstil ausprobiert hat, der sich nicht bewährte. Obwohl, auch dieser hatte seine guten Seiten. Diese hat er nach X mitgebracht. Zurück in X setzt sich mein Leben wieder an dem Punkt fort, an dem ich den Ort verlassen hatte. Beim Stand eines jugendlichen Erwachsenen habe ich nochmals angeknüpft und nehme die Erfahrungen aus Y stärkend mit.

Als ich hier wegging, war mir (wenn auch nicht wirklich stark) bewusst, dass ich mich in Sachen Alkohol auf dünnem Eis bewege. Genau so ist es auch jetzt wieder. Nur ist es mir dieses Mal zuvorderst im Bewusstsein.


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Mittwoch, 7. Mai 2008
Zweites Leben II
Die Intensität meines zweiten Lebens nimmt Züge an, die mein Umfeld (vor allem mein engstes Umfeld) bass erstaunen. Einige von ihnen versuchen gar nicht erst, ihren wohlwollenden Neid zu verbergen.

Meine anhaltend gute Laune ist ansteckend, sie ermöglicht Erfolgserlebnisse. Diese wiederum stellen mich auf und schaffen den Boden für weitere kleine, persönliche Triumphe. Die Spirale dreht und dreht und dreht. Das tat sie immer. Nur nicht immer so klar nach oben.


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Zweites Leben
Irgendwo in diesem unglaublich weiten Net gibt es eine Person, bei der ich etwas gelesen habe, das mir aus der Seele gesprochen hat. Das liess mich deshalb nicht mehr los, weil ich selber auch mit einem ähnlichen Gedanken beschäftigt war.

Diese Frau sagte so ungefähr, dass sie froh sei, Alkoholikerin zu sein. Ihr sei – nach dem Entzug – ein zweites Leben geschenkt worden. Dieses geniesse sie jetzt viel intensiver als sie das sonst hätte tun können. So geht es mir auch.

Und noch besser: Es wurde mir nicht geschenkt, das habe ich mir erkämpft.


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Donnerstag, 24. April 2008
Positive Beispiele
Gestern habe ich einen Berufskollegen getroffen, der mich immer mit seinem Drive beeindruckt hat. Unglaublich, was der leistet. Wahnsinn, wie schnell der denkt. Seine gute Laune ist ansteckend.

Kein Wunder, hatte ich oft ihn im Hinterkopf, wenn ich mich zum Verzicht auf Bier motivierte. Der Mann trinkt seit ewig keinen Alkohol mehr. Schmeckt ihm nicht, bekommt ihm nicht, sagt er. Peinlich, wie sich alkoholisierte Menschen aufführen, findet er.

Ich lasse mich nicht blenden und bin auch nicht immer mit allem einverstanden, was ich von ihm und anderen Menschen höre, die ich schätze. Aber sie sind mir leuchtende Beispiele, was eine gesunde Haltung bewirken kann. Nun staune ich seit längerem über meine eigene, scheinbar kaum mehr endende Energie. Das ist es, was ich wollte. Aus dem Vollen schöpfen!

Da fragt man sich am Anfang, wie um Himmels Willen man gut gemeinte Ratschläge umsetzen soll. Zum Beispiel den, dass man sich neue Hobbys anlachen solle. Da sind einige dazu gekommen, in letzter Zeit. Und einige alte habe ich wieder aufgenommen. In der Kneipe sitzen? Tue ich immer noch gerne, aber immer seltener. Keine Zeit mehr :-)

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Samstag, 19. April 2008
Rückfall
Der gesunde Respekt vor dem Rückfall ist bei mir – bei aller Lockerheit – dauerpräsent. Ich streite nicht ab, dass ein einziger Schluck zum Rückfall führen kann, erlebe das selber aber anders.

Als Rückfall würde ich in meinem Fall einen Rausch bezeichnen. Meine Gedanken kreisen oft darum, wie ich mir so einen verzeihen würde – und ob ich das überhaupt würde. Diese Unsicherheit hat mich bisher gestützt, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.

Mythos Schnapspraline


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Montag, 10. März 2008
Geadelt
Gestern habe ich diesen Blog in der Liste best-websites-online.com in der Rubrik blogs-deutschland.html gefunden.

Welche Ehre!

Euch allen viel Erfolg
Stoe

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Donnerstag, 14. Februar 2008
Modewort Burn-Out
Burn-Out. So etwas habe ich auch einmal erlebt. Am morgen wie gelähmt im Bett liegen bleiben. Die Welt ist düster, die Lage hoffnungslos. Energie: Null.

Auslöser für ein Burn-Out ist oft der Stress. Mein Stress war nicht, dass ich zu viel zu tun gehabt hätte. Nein, ich hatte zu wenig Arbeit, aber dafür hochfliegende Pläne. Existenzängste quälten mich, meinen Idealen kam ich nur unerträglich langsam näher (das mit der Geduld ist nicht mein Ding).

Heute weiss ich dass Alkohol dünnhäutig macht. Kleine Aufgaben werden gross, sie scheinen fast unlösbar. Dann beginnt der Teufelskreis. Ein Bier und das Selbstvertrauen steigt. Die Dinge gelingen. Am Morgen ist man erneut wie gelähmt und kriegt nichts auf die Reihe, schiebt wieder vieles auf die lange Bank. Ich müsste noch dies, ich sollte noch das . . .

Dann packt einen das schlechte Gewissen. Man weiss, man sollte mehr Initiative zeigen. Ein paar Bier, das Gewissen beruhigt sich. Und so weiter und so fort.

Wer an einem Burn-Out-Syndrom leidet, muss nicht Alkoholiker sein. Überhaupt nicht. Der Alkohol kann dabei aber seine Rolle spielen (bei mir jedenfalls). Burn-Out klingt nicht nur eleganter als Alkoholmissbrauch – als Trinker ist man einfach nie ganz sicher, ob es wirklich vor allem am Alkohol liegt, dass man sich so mies fühlt. Bei mir hat er auf die Dauer die Stressresistenz gemindert, auch wenn er in der momentanen Situation jeweils beruhigend wirkte.

Was ich heute mit Lockerheit stemme, hätte ich damals unmöglich hingekriegt. Das Wissen darum ist ein wesentlicher Grund, weshalb ich den freuchtfröhlichen Zeiten (die hatten auch ihre schönen, lustigen Seiten) nicht nachtrauere.

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