Donnerstag, 1. März 2007
Entzug 2
«Trinken Sie einfach Mal drei Jahre nicht»



Wir waren so verblieben, dass ich mir überlegen sollte, ob für mich ein Leben ohne Alkohol überhaupt vorstellen könne. Seit dem letzten Termin waren schon fast zwei Monate vergangen und bei mir die Überzeugung gereift, dass das sehr wohl möglich sein müsste. Für einige Wochen hatte ich das ja schon vorher hin und wieder durchgezogen. Ich konnte mir das nicht nur vorstellen, sondern ich wollte es unbedingt.

Aber wirklich gar nie mehr einen Schluck Bier? Lebenslänglich. Nein, das überstieg nun meine Vorstellungskraft. In diesem Punkt klemmt’s bei mir bis heute. «Gut, dann trinken Sie einfach Mal drei Jahre nicht», reagierte die Ärztin auf meine Unsicherheit. Nichts, gar nichts, bis zum 3. September* 2009. Oder gar dem vierten.

Solche Zeithorizonte kenne ich sonst nur aus den Fussballkurzmeldungen. Da wird regelmässig verkündet, wer da wieder einen Vertrag über zwei und noch mehr Jahre abgeschlossen habe. Eingehalten werden diese Verträge höchst selten.

• der 3. September sollte der letzte Tag sein, an dem ich ein Bier geniesse. Das geschilderte Gespräch fand etwa anfangs August statt.

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«Wie lange trinkst Du schon nicht mehr?»
Als mir gestern diese Frage gestellt wurde, hatte ich schnell gerechnet. Übermorgen wird es ein halbes Jahr sein.

Währenddem ich – höflich wie ich ja schliesslich bin – die Frage beantwortet habe, ist mir etwas schlagartig klar geworden: Die Dauer hat für mich keine Bedeutung, lässt mich kalt.

Klar bin ich stolz darauf, finde es aber mittlerweile einfach völlig normal, mich auf meine Tasse Kaffee zu freuen. Wenn andere trinken, solidarisiere ich mich gerne mit den Kindern. «Das ist nichts für Dich», gilt auch für mich. Daran lässt sich weder für die Kinder noch für mich rütteln, darüber denke ich längst nicht mehr nach.


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