Samstag, 31. März 2007
Neue Wege
Auch wenn mir die Beachtung schmeichelt, ziele ich mit meinem Blog nicht darauf ab, grosse Aufmerksamkeit zu finden. Wer hinter dem Blog steht, sollte nebensächlich sein.

Zum Schreiben motiviert hat mich folgende Beobachtung: Die Leidensgeschichten, die uns Alkoholikern präsentiert werden, zielen auf eine abschreckende Wirkung. Nur, jedes Mal, wenn ich dachte «so wie der, will ich nie werden», war ich genau diesem Negativziel wieder einen Schritt näher. Ich habe mich selber «trockengelegt», in der Hoffnung, mir die Tür für einen normalen Umgang mit Alkohol offen zu halten. Den entscheidenden Schritt habe ich zu spät umgesetzt.

Mein Ziel ist, auch Euch zu ermutigen, den Schritt dann zu machen, wenn der Partner noch für einen da ist, der Job noch nicht verloren und Fahrten mit dem Auto kein krimineller Akt sind.

Mich reitet die tiefe Überzeugung, dass der Sache mehr geholfen wäre, wenn wir mit positiven Beispielen konfrontiert würden. Von Menschen, die sich eingestehen mussten, dass sie ein Problem haben. Die mutig die Konsequenzen gezogen haben und heute – wie ich jetzt – von wiedergewonnener Energie, sprühender Lebensfreude und den unzähligen positiven Nebenwirkungen des trockenen Lebens berichten. Ich fürchte, dass unsere Gesellschaft die Fachwelt im gewohnten Trott weiterwursteln lassen wird.

Hand auf’s Herz – wer kennt sich mit Medizin wirklich aus? Der Mediziner. Wer kennt die Alkoholkrankheit wirklich? Der Alkoholiker. Trotz dieser leicht ketzerischen Feststellung will ich weder Ärzte noch Psychologen ins Pfefferland entsenden. Sie sind aber bestimmt nicht schlecht beraten, sich die Inputs für ihre Arbeit nicht nur aus Büchern zu erlesen. In der Prävention müssen neue Wege in Betracht gezogen werden!

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Ja jetzt hast du es. Genau das ist es und es fühlt sich voller Energie, geladen mit: ich will nicht mehr nur schreiben und erzählen, sondern neue Wege finden, Menschen zu erreichen. Und du bist genau die richtige Person dafür. Du bist durch die Hölle gegangen und stehst jetzt voll im Leben. Nur du kannst jetzt neue Wege finden Menschen zu erreichen. Ich habe mal zu jemand gesagt: solange sie ihr Wissen nur aus den Büchern mir vermitteln will, kann sie mich nicht erreichen.
Menschen die aus ihrer Erfahrungen vermitteln, sind glaubwürdiger und erreichen Menschen.
Das schöne ist du Heilst dich selbst.
Du findest alleine die Erkenntnisse die du brauchst.
Du musst ein einzigartiger Mensch sein.
Wir leben gerade in einer zeit, wo Menschen Menschen anklagen. Ihnen sagen was sie so alles falsch machen,jedoch werden keine Lösungen angeboten was sie anders machen können.
Du hast zur rechten zeit die richtige Erkenntnis.
Ich habe dir mal geschrieben: irgendwann wirst du heraus finden für was das alles gut war das Trinken.
Du bist gerade dabei es zu finden.
Ich kann viel von dir lernen.Ich habe zwar ein anders Thema, aber deine Energie hilft mir.
Danke

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Danke, Manitou

Umgekehrt helfen mir Deine Rückmeldungen. Ohne hätte ich den Blog einschlafen lassen.

Die Alkoholproblematik tritt für mich selber immer mehr in den Hintergrund (nicht, dass sie verschwinden würde). Meine Selbstbeobachtungen zielen auf meine Verrhaltensweisen generell. Mein Konsumverhalten beschäftigt mich nicht nur in Bezug auf Alkohol. Nicht, dass ich jetzt ein brennendes Problem wälzen müsste. Nein, ich will Probleme gar nicht mehr entstehen lassen.

Im Vordergrund steht der Wunsch, ein zufriedenes Leben zu führen. Der Weg dazu führt oft über ein Lächeln. Eins über sich selbst oder eines das man jemandem schenkt. Am Morgen früh in der Bahnhofsunterführung etwa :-)

Meine gute Laune steckt an, sie verunsichert zuweilen aber auch. Diejenigen, die selber ihre Orientierung suchen. Irgendwann kriegen auch die die Mundwinkel nach oben, wenn man's ihnen genug vorzeigt . . .

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft!
Stoe

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